

Über mich
Es geht mir so: Malen ist für mich etwas Privates, Persönliches
– da ist es nicht so einfach, noch drüber zu schreiben und
„sich zu erklären“. Es gibt Textteile über Bilder,
Ausstellungen von mir, da ist teilweise vieles treffender gesagt, besser
kann ich’s auch nicht. Und es gibt manches, das könnt ich zwar
schreiben, will ich aber nicht veröffentlich sehen.
Ich mag dieses Kunert – Gedicht, ich nutze es jetzt schon zum wiederholtem
Male:
Gastgeschenk
Hier erhalten Sie
ein gänzlich verwelktes Blatt:
meine Erfahrung.
Meine Haut habe ich leider
längst zu verschiedenen Märkten
getragen und stehe
ziemlich entblößt da.
Im Reichtum meiner Jugend
meinte ich
vollkommen unsterblich zu sein
bis sich Haar und Menschheit
langsam verlor. Doch das
Sind nur Bilder
Die nichts bedeuten als den Versuch,
etwas von mir sichtbar zu machen
was Sie nicht sehen können.
Günter Kunert
Zwar war es mit dem „Reichtum meiner Jugend“ im Materiellen
nicht so weit her, ich meinte auch nicht „vollkommen unsterblich
zu sein“ und so viel Erfahrung wie Kunert habe ich sicher auch noch
nicht gesammelt: Aber im Prinzip ist es richtig.
Ich bin 1959 in Zschopau geboren und zur Schule gegangen. In dem Haus,
in dem ich aufwuchs – und in dem ich seit 1988 wieder wohne –
existierten Reste vom Kunstmachen und von Kunst: Ein paar Bilder, wenige
Bildbände, Gipsabgüsse, Papier. Die Menschen, die diese Dinge
hinterlassen hatten, waren schon gestorben, ehe ich die Türklinke
zur Werkstattkammer alleine öffnen konnte.
Ich weiß nicht, ob man deshalb sagen kann, es hätte nahe gelegen,
auch immer zu malen. Zwangläufig war es jedenfalls nicht.
Ich habe nach dem Abitur ab 1977 Lehrerin für „Kunsterziehung“,
wie es damals hieß und Deutsch studiert.
Private Gründe ließen die Idee, einen Beruf zu suchen, der
mit Kunst freier umging, gar nicht erst groß werden. Es war nicht
perfekt- vor allem nicht vor der Wende- aber danach war es gut so.
Ich unterrichte gern. Ich bin so immer mit im Leben der jeweils erwachsen
werdenden Generation.
Das Studium in Dresden lieferte jedenfalls in der künstlerischen
Praxis eine gute Ausbildung.
Wer wollte, konnte viel lernen, wer auch nur ein kleines Fünkchen
Begeisterung für die Kunst zeigte, bekam Ansporn, Zuspruch, Hilfe.
Siegfried Sack, Roland Unger und vor allem Johannes Zepnick waren für
mich wichtig.
Von ihnen wurde vermittelt, dass, wer Kunst lehrt, selber auch welche
machen muss. Ich fand das selbstverständlich, es kam mir entgegen
und ich halte es seit über 3o Jahren so. Das eine ist Arbeit und
das andere auch. Bei der einen bin ich mit vielen Menschen, bei der anderen
mit mir allein.
Rein praktisch war und ist es aber nicht immer einfach gewesen, sozusagen
„auf zwei Hochzeiten zu tanzen“.
1981 und 1991 wurden meine Kinder geboren.
1989 im Herbst hatte ich in Berlin meine erste kleine Ausstellung. Während
sie lief, fiel die Mauer.
In dieser Zeit kam mit der Kommunalpolitik noch eine dritte „Hochzeit“
dazu. Die Arbeit als Kreisrätin habe ich ab 1999 auf kleiner Flamme
köcheln lassen und 2004 ganz eingestellt. Es juckt manchmal noch
in der Fingern beim Zeitunglesen, mich da wieder einzubringen und mit
zu streiten
Zwischen mir und der Staffelei war zeitweise mehr als nur „ein Besen“.
„Ich male Orte und Momente“ habe ich einmal eine Ausstellung
betitelt – das trifft es schon (obwohl ich sonst nicht so gut im
Betiteln bin). Die Orte sind immer solche, die bewohnt sind, waren, bewohnt
zu sein scheinen. Sie sind nicht tot, nicht stumm, sie vertreten die Menschen,
die sie gemacht und verändert haben. Ich gehe ganz altmodisch, meist
im Frühjahr oder Herbst, immer mal raus, zeichnen und hingucken.
Die Ideen zu meinen Bildern kommen aus Fetzen solcher Hingucker, aus Liedern,
aus Verszeilen vor allem, von Kunert und auch von Sarah Kirsch, aus gesehenen
Farben und Formen.
Ich kann von Farben nicht genug bekommen.
Ich wohne in einer engen Kleinstadt - das macht den Umgang mit den Formen.
Es ist ein guter Platz, vor der Staffelei zu sitzen.
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