martinak

Rostislav Martinak
von links
WER? , Kreidezeichnung, 2009 Vincent, Lavierzeichnung, 2007 Wo sind sie?, Lavierzeichnung, 2006

Biographie

Der Josef Lada-Impuls oder: Mein Weg

Ich bin am 24. September 1963 in der dreißigtausend Einwohner zählenden Stadt Uherské Hradište geboren. Hier verbrachte ich meine Kindheit in einer kinderreichen Familie mit drei weiteren Geschwistern und absolvierte mit recht mäßigen Ergebnissen die Grundschule. Mich künstlerisch auszudrücken habe ich vom vierten Lebensjahr an versucht, als ich die ersten Stifte und den ersten Zeichenblock geschenkt bekommen hatte. Das war ein Geschenk, als ich damals für einige Tage ins Krankenhaus mußte. Von diesem Moment an habe ich jedes leere Stück Papier bemalt, das mir in die Finger kam. Das waren hauptsächlich alte Tüten vom letzten Einkauf und freie Ränder von Vaters Zeitungen. Zeichenpapier, Buntstifte oder Farben waren kostbare Geschenke zum Geburtstag oder zu Weihnachten. Mit meinen Kunstwerken setzte ich meistens nur diejenigen Lehrer in Erstaunen, die Bildende Kunst lehrten. Anfangs schwelgten meine Bilder in Farben und Formen, mit denen man einen mit bei-den Beinen auf dem Boden stehenden Mensch nicht erreichte. Damit ich aber Anklang fand, lernte ich schon zu früher Kindheit, Kompromisse zu machen. Vom elften Lebensjahr an und in den folgenden vier Jahren ging ich jeden Donnerstagnachmittag in die Volkskunstschule zu dem Lehrer und Maler Rudolf Antonin Kubicek. Das war damals schon ein älterer, ehrenwerter Herr mit großer Autorität, aber weitem Herzen. Wenn ihm mal etwas nicht ganz so gefiel, dann versah er das mit hübschen Kommentaren, dass sich einem vor Scham die Ohren röteten. Er war eigentlich mein einziger richtiger Lehrer und der einzige Maler, den ich kannte.
Mit recht geringen Aussichten auf Erfolg aber klarer Vorstellung von einer Kariere als Maler schrieb ich mich eines Tages an der Fachschule für Bildende Kunst in Uherské Hradište zum Studium ein. Wohl konnte ich Proben meines Talents abgeben, aber sie genügten nicht, um meine nur recht mäßigen Leistungen in Fächern wie Tschechische Sprache und Mathematik zu kompensieren. Da brachen für mich Welten zusammen und anstatt den eingeschlagenen Weg in Richtung eines Malers weiter zu verfolgen, wanderte ich in die Industrie ab. Zunächst einmal erlernte ich in Kutná Hora den Beruf des Modelbauers. Um aber meinen Arbeitgeber und mich selbst mit meinen doch recht unzulänglichen handwerklichen Fertigkeiten nicht allzusehr zu quälen, ging ich an die Gießereifachschule nach Brno, die ich mit zweiundzwanzig Jahren abschloß. Eine gewisse Zeit lang wollte ich in einer Gießerei in Zlín als Konstrukteur arbeiten, doch nach einem Jahr schon delegierte man mich an die Technische Universität nach Ostrava, um dort Metallurgie zu studieren. Für die Aufnahme zu Studium genügte mein Zeugnis von der Fachschule glücklicherweise und so konnte ich dann mit meinen siebenundzwanzig Jahren das Studium als Diplomingenieur für Hüttenwesen abschließen. Ich kam zurück in die Gießerei nach Zlín und arbeite dort noch heute. Den Traum, eines Tages Künstler zu sein, hatte ich nach wie vor unterdrückt und hatte seine Erfüllung weit in die Zukunft hinein verschoben.
Ungefähr vor sechs bis sieben Jahren aber, da war ich etwa um die vierzig Jahre alt, bekam ich ein Buch über Josef Lada in die Hand, Josef Lada, der Freund von Jaroslav Hašek, des Autors des Braven Soldaten Švejk und dessen Haus- und Hofillustrator. Nach Lada muß es ein Maler mit fünfzig geschafft haben, zu Ruhm und Ansehen gelangen. Danach lohnt es sich für ihn nicht mehr, daß er weiter noch irgendetwas versucht und sich anstrengt, dann macht es keinen Sinn mehr. Da legte ich von einem Tag zum anderen meine ganze, die Jahre über mit mir herumgeschleppte Unentschlossenheit ab, nahm wieder die Stifte in die Hand und trotz des Isoliert seins von jeglichem Geschehen auf dem Gebiet der Bildenden Kunst entschloß ich mich, meinen Kindheitstraum zu verwirklichen. Wie als Kind bekritzle ich nun seither wieder jedes Stück Papier. Ich suche für mich selbst den Zugang zur Welt der Kunst, anstelle in der Nische für hoffnungslose Outsider zu hocken, die niemals erfahren werden, was das eigentlich ist, die heutige wahre Kunst und die sich täglich, nur auf sich alleingestellt abkämpfen, die sich nicht sorgen um die Meinung der Kritiker oder um den Kunstmarkt, sodass Ablehnung und Unverstand ihr Lohn und das Leben in der Bedeutungslosigkeit ihr Schicksal bleiben. Nach Josef Lada habe ich heute in meinem letzten Jahr noch eine Chance...

Der Geist meiner Bilder oder: Bedeutung der Skizzen

Der Termin der Ausstellung rückt mit Riesenschritten heran und so will ich, soweit das meine begren-zten Ausdrucksmöglichkeiten erlauben, versuchen auszudrücken, wie ich mir ihre Gestaltung vorstel-le, daß sie verständlich werden soll für die Besucher. Ich habe noch immer nicht zu Hauf, was ich dahin geben will, aber nichts desto trotz wird es mehr sein als früher. Abgesehen von den Bildern vom Anfang meines Schaffens, als ich das alles nur im wahrsten Sinne des Wortes rein intuitiv betrieben habe, muß man heute nahezu jedes einzelne dieser Bilder vom Beginn seiner Entstehung her sehen und betrachten und das beginnt mit den Skizzen. Damit erschießt sich einem erst die Geschichte der Entstehung der Bilder, das erst legt die Motive frei, wie ich dazu gekommen bin, den jeweiligen Grund-gedanken aufzugreifen und auszudrücken. Jede dieser Begebenheiten hat einen anderen Verlauf und nicht jede hat ihren Höhepunkt immer im fertigen Bild. Manchmal findet man ihn in einem einzelnen, ein andermal aber vielleicht in zehn Bildern. Für mich macht es deshalb nur Sinn, meine Sachen im-mer zusammen auszustellen. Ich will nicht einfach bravouröse Dinge hinlegen, davon gibt es überall genug. Für mich hat der Prozeß der Entstehung der Bilder die eigentliche Bedeutung mit all seinen Wendungen, seinen Tiefen und all seinen Lichtblicken. Darin liegt meine Botschaft. Das ist das, was ich den Menschen zeigen möchte, den ganzen Druck und die ganze Hilflosigkeit, eine Arbeit, die in weggestohlener Zeit hervorgebracht wurde, geschaffen mit primitivsten Mitteln, hingekritzelt auf ge-brauchtes Papier mit Stiften, die gerade zur Hand waren. Dieser Druck, diese Zeitnot ist schöpferisch. Früher lebten die Menschen in Hütten und bauten sich prächtige Kirchen, heute leben wir in schönen Häusern und alles Geistige, was unsere Seelen erfüllt, tun wir ab als etwas Unnützes und geben es einfach der Beliebigkeit preis.
Das jeweils letzte Bild ist immer vergleichbar mit dem letzten Kapitel eines Buches. Wenn wir es nicht insgesamt lesen, können wir es nicht vollkommen verstehen und seine ganz Handlung nicht durchle-ben. Ein Buch kann man nicht zerteilen und seitenweise lesen. Es ist mir klar, daß ich mir nicht viel werde ausdenken können, wie man diese Ausstellung machen sollte. Für alles wird sehr wenig Zeit zur Verfügung sein und man wird dort nur begrenzte Möglichkeiten haben. Ideal wäre es ganz einfach, wenn man die Skizzen zu den Bildern hängen könnte, damit es anschaulicher wird. Sehr schade ist es nur, daß sie nicht eingelast sind, denn eigentlich sind die Skizzen besser als die fertige Arbeit, aber eine solche Menge von Blättern.

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Rostislav Martinák: Muj sen stát se umelcem

Narodil jsem se 24. zárí roku 1963 v tricetitisícovém meste Uherském Hradišti. Zde jsem prožil detství v pocetné rodine rodicu se ctyrmi detmi a absolvoval s nevalnými výsledky základní školní docházku. Výtvarne vyjadrovat jsem se zacal od svých ctyr let, kdy jsem dostal svuj první kreslící blok a tužku. Byl to dárek na cestu do nemocnice, kde jsem si tenkrát nekolik týdnu pobyl. Od té doby jsem pokreslil každý prázdný papír, který jsem našel.
Byly to hlavne papírové sácky prinesené s nákupem z obchodu a prázdné okraje tátových novin. Kreslící papíry, pastelky nebo barvicky bývaly cennými dárky k narozeninám nebo vánocum. Svými výtvory jsem jedny udivoval, druhé vetšinou ucitele výtvarné výchovy popouzel.
Zpocátku mé obrázky hýrily barvami a tvary, s kterými se clovek, stojící nohama pevne na zemi, nesetkal. Abych se vyhnul kárání, již v útlém detství jsem se ucil delat kompromisy.

Od jedenácti let a i po další ctyri roky jsem každý ctvrtek odpoledne chodil do lidové školy umení k panu uciteli a malíri Rudovi A. Kubickovi. Byl to už tehdy starší úctyhodný pán s velkou autoritou, ale dobrým srdcem. Když se mu neco hodne nelíbilo, tak ho dokázal pekne okomentovat a to se pak uši cervenaly. Byl to vlastne muj jediný opravdový ucitel a malír, kterého jsem znal.
Jenom lituji, že jsem nikdy nevidel žádný jeho obraz.

S nevalným prospechem a s jasnou vidinou kariery malíre jsem se hlásil na Uherskohradištskou strední umeleckoprumyslovou školu. Talentové zkoušky jsem sice udelal, ale ne tak skvelé, aby to mohlo zachránit mé nedobré výsledky pri zkoušce z jazyka ceského a matematiky. A tak se poprvé zhroutil muj svet a já místo na vysnenou cestu malíre jsem putoval do prumyslu. Nejprve jsem se vyucil v Kutné Hore kovomodelárem, a abych netrápil sebe a zamestnavatele svou manuelní nezrucností, odešel jsem na Strední prumyslovou školu slévárenskou do Brna, kde jsem ve svých dvaadvacíti letech odmaturoval. Chvíli jsem pracoval ve slévárne v Zlíne jako konstruktér, ale po roce prípravy jsem odešel studovat metalurgii na Technickou univerzitu VŠB do Ostravy. K mému prijetí naštestí stacilo vysvedcení ze strední školy a tak jsem mohl ve svých sedmadvacíti letech promovat a stál se diplomovaným hutním inženýrem.
Do Zlínské slévárny jsem se vrátil a zde pracuji dodnes. Touhu stát se umelcem stále potlacoval a její naplnení odkládal do budoucnosti.

Asi pred peti lety jsem se docetl v monografii Josefa Lady, dvorního ilustrátora a prítele Jaroslava Haška, autora Dobrého vojáka Švejka, že pokud se umelec-malír nestane do padesáti let slavným, nemá cenu, aby se dále o cokoliv pokoušel. A tak jsem zanechal otálení a znovu se chopil tužky a navzdory naprosté izolovanosti od jakéhokoliv výtvarného dení jsem se rozhodl svuj detský sen realizovat. Jako v detství pokreslím každý kousek papíru. Tvorím na samém okraji výtvarného sveta na míste vyhrazeném pro beznadejné outsidery, kterí se nikdy nedozvedí, co je vlastne to dnešní pravé umení a bojují jen sami se sebou. Kterí se nestarají o mínení kritiku nebo trhu s umením, protože se jich to netýká a nepochopení je jejich mzdou a zapomnení osudem.

(napsáno na vánoce 2009)